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Listen to the Music

Die 70er

Früher war alles anders! Besser? Nicht wirklich. Radio RTL - Die blaue Stunde auf Kurzwelle und die Topcharts von der Insel. So begann eine Leidenschaft. Die Stones hatten weniger Falten, die Beatles sich schon lange getrennt. Ich - 5 Jahre. Im Fernsehen lief Dieter Thomas Heck mit seiner ZDF-Hitparade, damals noch ohne dieses Farbfernsehen. Aus heutiger Sicht war ich in meiner audiophilen Findungsphase. Eigentlich war es egal ob Lena Valaitis, BB King oder Deep Purple. Hauptsache nicht Heintje!. Das Equipment bestand aus einen Reiseplattenspieler mit Lautsprecher und einem Grundig Kassettenrecorder mit dem ich über das eingebaute Mikrofon versuchte Radioaufnahmen mit zu schneiden.

Die 80er

1980 kaufte ich meine erste neue Schallplatte. Ich tausche einen Gutschein gegen die Scheibe Dr.Hook: Sometimes you Win.

In der 5. Klasse lernten wir im Musikunterricht die moderne U-Musik kennen. Die Platte der Stones und besonders das Lied „It´s only Rock ´n Roll…“ war ein Paukenschlag!. Ich begann über Woodstock zu lesen, hörte Queen, Purple und so einen Typ namens Ozzy Osbourne. Doch besonders hat es mich das Gitarrenspiel von Alvin Lee angetan, der Frontmann von Ten Years After.
Kann man das lernen? Wie lange? Was brauche ich?
Zuerst begann meine schnell erzählte Musiker-Karriere am Schlagzeug. Die Schulband formierte sich und ich wählte das Draufhauding. einige Monate später verabschiedete sich (schmollend) unser Gitarren-Hero, samt Instrument. Es war ja seine Klampfe. Unser Musiklehrer hatte zwar eine super E-Gitarre, aber er war Linkshänder - wie ich. So erbte ich die Position an den Saiten. Zumindest grundlegend bin ich dem Instrument bis heute treu geblieben.

Ende der 80er füllte sich mein Bankkonto monatlich um ein spärliches Lehrlingsgehalt. Nur um wenige Tage später wieder durch völlige Ebbe zu glänzen. Nach langer Probier- und Testphase hatte ich mir ein Buch über Edel-HiFi Geräte gekauft um mir endlich gescheite Boxen zu bauen. Mit Hilfe eines Freundes und Fachmann auf diesem Gebiet kloppte ich mir meine ersten Lautsprecherboxen zusammen. Die nächsten Sommer durfte ich in de Ferien etwas Geld verdienen und legte es in gleich in Hifi-Geräte oder Gitarren an. Beides war die beste Währung die ich mir vorstellen konnte.
Meine erste ernst zu nehmende Gitarre war eine VANTAGE VP700 von 1979. Sie war einigermaßen spiegelgleich und daher einfach auf links zu stricken. Dazu passte meiner Meinung ein VOX AC30. Zum Glück bekam ich von meinem Gitarrendealer einen Tipp wo ich einen AC30 für 500DM kaufen könnte. Und schon wieder war ich blank, aber glücklich. Das ewige Sustain der Gitarre mit der weichen warmen Verzerrung des Verstärkers waren zwar in der Heavy und Rock Szene wenig bekannt, aber sie prägten meinen Sound und mein Spiel. Ein bisschen wärmer als bei den Jarbirds, aber klarer als BB Kings Lucille. Irgendwann musste unbedingt ein ziemlich abgerocktes Cry-Babe Wah-Wah her. Nachdem das Poti getauscht und die Kabel nachgelötet waren, verrichtete das Teil zwar seinen Dienst, doch der Sound gefiel mir nicht sonderlich. Im Grunde war ich nicht so der Equipment-Junkie.

1985 hörte von einem Fest in England - Life Aid. Alle Größen der Musikgeschichte sollten auftreten. Mehrere Tage Party - und die Beatles spielen wieder zusammen? Das zu erleben war Pflicht. Ich packte das allerobernötigste zusammen und mit Claus und Biene ging es im halbtoten Golf Richtung Britannien. Die nächsten Tage könnten ein Buch füllen. Es war die geilste Hölle aller Zeiten.
wieder zu Hause angekommen stand fest: Wir werden Profimusiker. In Ludwigshafen, dank Herrn Kohl, startete zu dieser Zeit das erste Kabelfernsehnprojekt im alten Schlachthof. Die „Studios“ waren recht provisorisch eingerichtet, aber es war der Wille da etwas zu schaffen. Dazu sollte eine Studioband gegründet werden. Unsere Chance! Das Vorspielen war ernüchternd. Wir waren zu jung, zu Heavy, zu schlecht, zu unprofessionell. Warum hat uns keiner gesagt das Musiker ein echt harter Beruf ist? Dann doch wieder zurück in den Proberaum und irgendwie anders berühmt und reich zu werden; wir gaben uns den Namen SilverSurfer. Heute würde man unsere Musik eventuell Dark-Rock nennen.

Mein Anspruch an mein Instrument änderte sich. Die Vantage war mir zu lieblich geworden, eine Strato zu Mainstream. Nach einigen Stunden Ausprobieren sagte Till, Händler des Musicant in Mannheim: „Bau das Teil doch selbst. Da gibt es Bausätze die du einfach anpassen kannst“ Keine Ahnung woher das Ding kam, aber es war ein ordentliches Stück Holz, grob in Gitarrenform, mit Hals und allen E-Teilen. Im gut ausgebauten Handwerker-Keller machte ich mich ans Werk. An diesem Stück lernte ich im Selbstversuch was es für ein halbwegs gutes elektrisches Saiteninstrument braucht. Nach einigen Änderungen an den Tonabnehmern war ich eigentlich recht zufrieden. Die nächste sollte dann aber komplett Eigenbau werden. Dazu bekam ich ein Stück Mahagoni aus dem Bootsbau, besorgte mir einen durchgehenden Hals, verleimte die Teile und schnitt an der Bandsäge die Form des Korpus aus. Dieses Mal verzichtete ich auf eine Lackierung und merkte wie sich das auf den Klang auswirkte.

Die 90er

1991 begann ich mit dem Studium der Elektrotechnik in Frankfurt und hatte dadurch weniger Zeit zum Spielen. Da mein Freundeskreis aus 2/3 Vollblutmusiker bestand war ich dem Thema nie fern. 1992 sah ich bei Addie in Frankfurt einen wunderschönen WAL-Bass. Plötzlich öffnete sich eine Tür in eine andere Dimension. Marcus Miller, Billy Sheehan, Victor Wooten, Stanley Clarke, Eberhard Weber, Jaco Pastorius und soooo viele mehr. Einige spielten Rock, andere Blues, aber richtig cool fand ich den Bass im Jazz.
Mein WAL musste mehr nach Jaco klingen. Also weg mit den Freds. Der Klang war plötzlich mehrdimensional, aber nicht so fett wie ich ihn wollte. Mittlerweile liebte ich die CDs von Eberhard Weber und dem Michael Naura Quartett. Ich brauchte mal wieder ein neues Equipment.
Zuerst kümmerte ich mich um das Instrument. Ich rief meinen Saiten-Guru Till an und schilderte mein Leiden. Nach einem Gespräch und einigen Tassen Kaffee, setzte ich mich ans Zeichenbrett und konstruierte meinen Bass. Till übernahm den Hals, weil dafür Spezialmaschinen nötig sind, ich zimmerte den Korpus zusammen. Ich überließ nichts dem Zufall, alles wurde berechnet und getestet. Heraus kam ein Frettless mit Chello-Mensur, durchgehendem Hals mit dickem D-Querschnitt und einem Körper aus wurzelholz und Bergahorn. Die Abnehmer stammen von Bartolini, wurden aber etwas verändert. Die Elektronik ist eine modifizierte „Le-Frog“. Um das Gewicht besser zu verteilen entschied ich mich aufgrund des langen Hals auf Wirbel zu verzichten und die Mechanik an das andere ende der Saiten zu verlagern. Als Kick für die Oberwellen installierte ich noch ein Piezzo-Element. Schon beim Bau war mir klar, es musste ein Röhren-Verstärker von Music-Man werden. Leider sind die Dinger ultrateuer und wenig vertreten. In Ludwigshafen hatten wir einen winzigen Instrumenteladen, hinter dem Horten. Ohne Erwartung ging ich rein weil ein Schild „SALE!“ mich lockte. „Die alten Verstärker haben wir im Keller. Da war aber gerade Hochwasser, die haben alle einen Schaden.“ … war die ernüchternde aussage. Aber: „Ja, ich glaube einen Music-Man haben wir - Ich geh mal schauen“.Ufffff? Echt jetzt? „Hallo? Ja der ist da, aber hat einen Wasserschaden. Den kriegste billiger“

600€ für einen One-Fifty samt 15 Zoll box. Der Wasserschaden war ein feuchter Boden der Box. Das war in einem halben Tag wieder wie neu. Ein sehr guter Freund schenkte mir seinen One-Thirty. Mit meiner 19Zoll-Box zusammen und dem doppelten Ausgang am Bass konnte ich Stereo spielen. Zumindest konnte ich die helleren und dunkleren Färbungen besser abmischen. Mit diesem Equipment spiele ich auch heute noch.

Grunge. Was ist denn das? Ah, so nennt man das was wir vor 10 Jahren in der Garage verbrachen. Etwas Metal, reichlich Punk und ein derber Schuss Weltschmerz. Jetzt hat das Kind endlich einen Namen. Eine recht rege neue Szene in Seattle. 1993 war ich gerade für ein 3/4 Jahr in Denver als ich im Gebrauchtschallladen CDs vom Label SubPop und der Kapelle Mudhoneydes entdeckte. Ich kam mit etwa 100 CDs aller möglichen Bands zurück. Dabei waren Type-O-Negative, Soundgarden, Alice in Chains, Alter Bridge und so weiter. Nur Nirvana kannte ich nicht.

2000er und später

Ab dem neuen Millennium wurde es schwierig Arbeit, Freizeit und Musik unter einen Hut zu bringen. Immer mehr wurde ich vom Spieler zum Zuhörer. Heute bin ich, wenn überhaupt, ein Gelegenheitsspieler, aber enthusiastischer Zuhörer. Meine Liebe an der Klangbastelei ist geblieben, daher bleibt kein Verstärker, kein Kopfhörer oder Lautsprecher im Originalzustand. Die High-End Anlage mit selbst gebauten Plattenspieler ist schon lange dem CD-Player gewichen. Digitale Musikwiedergabe wird immer besser und einfacher. Heute kann ich mit etwas technischer Hilfe aus einem Handy einen akzeptablen Sound erwarten. Die Kopfhörer feiern Revolution, jeder Fährt seine Ohrwärmer in der Straßenbahn aus.
Leider wird dadurch der Künstler austauschbar. Man hört nur noch was „In“ ist, ganze CDs am Stück zu höre schafft kaum noch jemand. Mehr und mehr geht damit die Individualität der Musik verloren. Sie wird von einer Kunstform zur Massenware degradiert. Herr Bohlen, als drittklassiger Saitenreißer eines sehr peinlichen Duos bekannt, spielt sich auf zum Superstar der Superstars und will jedes Jahr aufs Neue genau diese finden. Was dabei heraus kommt überlebt noch nicht einmal einen frischen Winter.
Bis heute bin ich weit mehr den Künstlern des Blues, Grunge, Darkwave, Metal und Jazz verhaftet als den neuen Eintagsfliegen am Klanghimmel