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Mint Post Installation - Der letzte Schliff für das OS

Standardmäßig bietet Linux Mint zwar eine solide Grundausstattung, doch sind für seriöses Arbeiten sind noch einige Korrekturen nötig.

Linux Mint ist in Sachen Software gut bestückt und bringt standardmäßig unfreie Codecs sowie den VLC Player mit. Browser, Mail und Office sind weitere Selbstverständlichkeiten. Damit sind Sie vom Start an für alle Aufgaben und alle Medienformate gerüstet. Anlass zu Ergänzungen gibt es dennoch an diversen Stellen, insbesondere für anspruchsvolle Nutzer. In diesem Beitrag finden Sie Empfehlungen und Einrichtungstipps für wichtige Zusatzprogramme. Weiterhin zeigen wir Ihnen, was Desklets sind und wie Sie diese benutzen.

Windows-Programme mit Wine laufen lassen

Mit Hilfe der Laufzeitumgebung Wine lassen sich viele Windows-Programme unter Linux betreiben. Nun ist es aber so, dass bestimmte Software unter Umständen nur mit bestimmten Wine-Versionen funktioniert. Außerdem ist die Konfiguration von Wine nicht ganz trivial. Es gibt aber durchaus eine einfachere Alternative.
Playonlinux: Öffnen Sie die „Softwareverwaltung“, und geben Sie in das Suchfeld „playonlinux“ ein. Ursprüngliches Ziel dieses Wine-Frontends war es, bestimmte Spiele lauffähig zu machen: So werden populäre Spiele wie World of Warcraft, die Diablo-Serie oder Fallout 3 unterstützt. In der Zwischenzeit unterstützt Playonlinux nun aber auch allerlei andere Windows-Programme wie Microsoft Office 2010 oder Adobe Photoshop CS4.

Sobald Sie Playonlinux installiert haben, können Sie alles direkt aus diesem Wine-Frontend verwalten. Sie dürfen sogar mehrere Wine-Versionen auf dem Rechner haben, und Playonlinux kümmert sich um deren Verwaltung. Die speziellen Wine-Konfigurationen für unterstützte Software und Spiele erledigen Sie dort sehr bequem mit wenigen Klicks.

Multimedia-Ausstattung aufwerten

Für die Bildverwaltung verwendet Linux Mint per Standard Gthumb. Das Programm ist zwar durchaus brauchbar, aber Shotwell ist eindeutig besser, eleganter und auch nicht gravierend größer. Shotwell hat dazu noch den großen Vorteil, dass Sie nicht nur Fotos, sondern auch Videos damit verwalten können.

Importieren Sie mit Shotwell Bilder oder Videos manuell aus einem Ordner, können Sie die Art des Imports festlegen. Entweder Sie lassen die Dateien in den als Standard festgelegten Ordner kopieren, oder Sie verweisen nur auf die Datenquelle. Bei der zweiten Methode können Sie Ihre bisherige Dateistruktur ohne Kopieraufwand beibehalten und haben mit Shotwell die Fotos und Videos trotzdem in einer ansprechenden Verwaltungs-Software.

In den Shotwell-Einstellungen ist die Registerkarte „Externe Bildbearbeitungsprogramme“einen Blick wert. Legen Sie hier zum Beispiel Gimp fest, können Sie mit einem Rechtsklick auf ein Bild via „Mit externem Editor öffnen“an Gimp schicken.

Openshot für Videos: Suchen Sie nach einem nicht-linearen Video-Editor, ist Openshot zu empfehlen. Die Software ist einfach zu verstehen und nicht überladen. Damit haben Sie im Handumdrehen eigene Videos erstellt.

Gimp aufwerten: Gimp ist per Standard in Linux Mint installiert und gilt als kleiner Photoshop unter Linux. Die Bedienung der Bildbearbeitungs-Software ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber belohnt einen kleinen Einarbeitungsaufwand durch sehr exzellenten Funktionsumfang. Für viele Nutzer wird Gimp sofort handlicher,wenn sie auf „Fenster“ klicken unddort in den „Einzelfenster-Modus“ umschalten. Standardmäßig fehlt Gimp das wichtige Paket „gimp-plugin-registry“. Suchen Sie danach im Suchfeld der „Softwareverwaltung“, und installieren Sie das Paket. Damit erhalten Sie sehr viele nützliche Extra-Filter und Scripte für Gimp.

Linux Mint und die Cloud

Für die Nutzung populärer Cloud-Dienste sind je nach Cloud einige Nacharbeiten notwendig:

Dropbox: Suchen Sie in der Software-Verwaltung nach „Dropbox“, finden Sie einige Pakete. Für die Cinnamon-Variante von Mint installieren Sie das Paket „nemo-dropbox“, für die Mate-Variante ist „caja-dropbox“ das passende Paket. Es handelt sich dabei um die Integration für die jeweiligen Dateimanager der Distribution. Die Installation dieser Pakete installiert außerdem den proprietären Client von dropbox.com .

Owncloud-Client: Benötigen Sie den Synchronisierungs-Client von Owncloud, ist etwas Handarbeit notwendig. Öffnen Sie ein Terminal, und verschaffen Sie sich root-Rechte mit sudo su . Danach führen Sie die folgenden fünf Befehle für Linux Mint 16 aus:

echo 'deb
http://download.opensuse.org/repositories/isv:ownCloud:devel/xUbuntu_13.10/
/' >> /etc/apt/sources.list.d/owncloudclient.list
wget
http://download.opensuse.org/repositories/isv:ownCloud:devel/xUbuntu_13.10/Release.key
apt-key add - < Release.key
apt-get update
apt-get install owncloud-client
Sie finden die Software dann im Mint-Menü unter „Zubehör“. Natürlich ist die Aktion nur sinnvoll, wenn Sie tatsächlich einen Server mit Owncloud laufen haben. :)

Google Drive: Um auf Google Drive zugreifen zu können, gibt es derzeit keine wirklich schöne Lösung. Am einfachsten ist der Zugriff mit einem Chromium- oder Chrome-Browser. Dort klicken Sie in einem neuen Tab unten rechts auf „Web Store“ und holen sich die Google Drive App. Im Prinzip kann jeder andere Browser auf Google Drive zugreifen, doch nur mit der installierten Drive App lässt sich eine Offline-Nutzung der Dateien einrichten. Sobald Sie bei Google Drive angemeldet sind, klicken Sie auf der linken Seite auf „Mehr“. Dort finden Sie die Option „Offline“, die bei einem Zugriff etwa mit Firefox nicht erscheinen würde. Somit werden Dokumente, Tabellen und Zeichnungen auf Ihrem Computer synchronisiert.

Anonym im Internet mit TOR

Seit Bekanntwerden des NSA-Überwachungsskandals ist Anonymität und Privatsphäre zentrales Thema. Eingeweihte nutzen mindestens für bestimmte Webaktionen das Projekt TOR (The Onion Router). Hier surfen Sie über drei Knotenpunkte, von denen sich immer nur zwei kennen. Damit bleibt die relative Anonymität gewährleistet – absolute Anonymität gibt es im Internet nicht.

Mit wenigen Schritten können Sie TOR in Linux Mint nachinstallieren. Öffnen Sie zunächst ein Terminal, und geben Sie dort folgenden Befehl ein:

gpg --keyserver keys.gnupg.net --recv 886DDD89 und gpg --export A3C4F0F979CAA22CDBA8F512EE8CBC9E886DDD89 | sudo apt-key add -
Dann öffnen Sie die „Softwareverwaltung“ und klicken auf „Bearbeiten → Software-Paketquellen“. Auf der linken Seite klicken Sie auf „Zusätzliche Paketquellen“ und unten auf „Neue Paketquelle hinzufügen“. In das entsprechende Feld tragen Sie diese Zeile ein:
deb http://deb.torproject.org/torproject.org saucy main
Danach klicken Sie rechts oben auf „Zwischenspeicher erneuern“. Danach geben Sie im Terminal den Befehl

sudo apt-get install tor vidalia

ein. Das Paket Vidalia wird fragen, welche Mitglieder die Gruppe „debian-tor“ haben wird. Hier sollten Sie sich natürlich mindestens selbst eintragen. Nach der Installation finden Sie Vidalia in der Kategorie „Internet“. Bei allerersten Start kommt es zu einem Fehler. Sie beheben das am einfachsten mit einem Neustart des Computers. Starten Sie nun Vidalia, verbindet sich die Software mit dem TOR-Netzwerk.

Firefox und andere Software konfigurieren: Sie können TOR mit jeglicher Software verwenden, die eine manuelle Proxy-Konfiguration erlaubt.

Um Mozilla Firefox mit TOR zu verwenden, klicken Sie auf „Bearbeiten → Einstellungen → Erweitert → Netzwerk → Einstellungen“. Nun wählen Sie „Manuelle Proxy-Konfiguration“ aus und geben als SOCKS-Host „127.0.0.1“ und als Port „9050“ ein. Öffnen Sie nun ein neues Tab und rufen zum Beispiel http://browsercheck.pcwelt.de/de/geolokalisierung auf. Lassen Sie sich überraschen: Ihr Rechner befindet sich aus Sicht der Website irgendwo auf der Welt. Sehr ähnlich zu Firefox konfigurieren Sie übrigens Mozilla Thunderbird für die Benutzung mit TOR.

Tipp: Der Webzugang via TOR wird noch einfacher, wenn Sie einen zweiten Browser installieren und diesen ausschließlich für TOR konfigurieren. Eine weitere bequeme Alternative istdas TOR Browser Bundle. Damit erhaltenSie TOR mit einem bereits vorkonfigurierten Browser und müssen nicht einmal zusätzliche Software über die „Softwareverwaltung“ installieren.

Unterhaltung unter Linux Mint

In der „Softwareverwaltung“ gibt es eine komplette Sektion für Spiele. Dort finden Sie viele Open-Source-Games, und einige davon haben richtig Klasse. Zu den Highlights gehören Open Arena und Warzone 2100. Wem das und Playonlinux nicht reichen, der kann sich über die Software-Verwaltung Steam installieren. Der Linux-Client für Steam ist inzwischen sehr stabil, und die Titelanzahl für Linux wächst ständig.

E-Books verwalten: Calibre ist die erste Anlaufstelle für die Verwaltung und Konvertierung von E-Books. Die Software befindet sich in den Repositories und unterstützt Dutzende von Readern, unter anderem auch Amazons Kindle. Problem ist nur, dass das Calibre im Repository in der veralteten Version 1.0 vorliegt. Die Installation der aktuellen Version ist aber keine Hürde, da die Entwickler einen Installationsassistenten zur Verfügung stellen.

Dieser ist zwar konsolenbasiert, funktioniert aber ausgezeichnet. Geben Sie im Terminal diesen Befehl ein:

sudo python -c "import sys; py3 = sys.version_info[0] > 2; u = __import__('urllib.request' if py3 else 'urllib', fromlist=1); exec(u.urlopen('http://status.calibre-ebook.com/linux_installer').read()); main()"
Danach folgen Sie einfach den Anweisungen.

Den Desktop mit zusätzlichen Desklets aufwerten

Desklet ist eine Bezeichnung für ein Programm, das auf dem Desktop dauerhaft läuft. Windows-Nutzern ist dafür der Begriff „Widget“ geläufiger. Unter KDE heißen diese Programme „Plasmoids“.

Sie finden in den „Systemeinstellungen“ unter „Einstellungen“ eine eigene Kategorie „Desklets“. Klicken Sie zunächst auf den zweiten Reiter „Herunterladen“. Nun aktualisiert sich die Liste der verfügbaren Desklets, die bislang noch sehr übersichtlich ist. Dennoch können Sie hier stöbern und den Desktop bereichern. Klicken Sie dazu die gewünschten Desklets an und dann links unten auf „Ausgewählte installieren oder aktualisieren“. Diese Zusatzprogramme sind in der Regel sehr klein und somit schnell eingespielt.

Desklets aktivieren: Sobald die Zusatzprogramme eingespielt sind, finden Sie diese auf der Registerkarte „Installiert“. Dort sehen Sie ebenfalls drei Desklets mit einem Schloss, die zum System gehören und sich nicht deinstallieren lassen. Mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Desklet können Sie dieses zum Schreibtisch hinzufügen. Ist das geschehen, wird die Aktivität durch einen grünen Punkt angezeigt. Sie konfigurieren die jeweiligen Desklets, indem Sie mit der rechten Maustaste darauf klicken.

Drives Desklet: Mit diesem Zusatzprogramm können Sie Laufwerke, Partitionen, USB-Sticks schnell einbinden und wieder auswerfen. Außerdem haben Sie im Blick, wie viel Speicherplatz auf der Systempartition und den mobilen Datenträgern noch frei ist.

Multimedia-Desklets: Das Desklet Digital photo frame ist ein digitaler Fotorahmen. Hier hinterlegen Sie einfach einen Ordner mit Bilddateien, und das angezeigte Bild wechselt dann in einer vorgegebenen Zeit. Auch die Soundbox ist eine empfehlenswerte Erweiterung; damit steuern Sie den Musik-Player Banshee auf dem Desktop.

von Jürgen Donauer